Vom 21. – 23.07.2024 fand das Seminar der DVG Bundesseniorenvertretung und der dvg-JUGEND in Zusammenarbeit mit der dbb akademie mit dem Thema „Jung und Alt – Zukunft gestalten“ im Leonardo Hotel Hannover am Tiergarten statt. Das Hotel grenzt unmittelbar an den Tiergarten und die Teilnehmenden waren nicht nur mit dem Hotel zufrieden, sondern sie konnten in der – begrenzten – Freizeit auch im Tiergarten entspannen. Inhaltlich ging es um die Themen „Wissensmanagement“ und „Künstliche Intelligenz“. Referent der Veranstaltung war Patrick Ney von der Landeshauptstadt Hannover.
Zu Beginn des Seminars zum Wissensmanagement wurde der Begriff „Wissen“ definiert als Fähigkeit, Informationen und Daten sinnvoll für Handlungen und Verbesserungen zu nutzen und anzuwenden. Der Begriff Daten steht für rohe Fakten und Zahlen und die Information strukturiert die Daten und erkennt deren Bedeutung. Das Interessante an Wissen ist, dass es mehr wird, wenn man das Wissen nutzt und teilt. Wie heißt es so schön, „das Rad muss nicht neu erfunden werden“. Neben der Vermehrung von Wissen kann man auch durch das Zurückhalten von Wissen (z. B. im militärischen Bereich oder von Personen, die Herrschaftswissen wollen) Einfluss nehmen.
Wissensverlust entsteht, wenn wertvolles Wissen verloren geht, sei es durch das Ausscheiden einer Kollegin oder eines Kollegen aus dem Dienst oder durch mangelnde Dokumentation. Dies kann zu erheblichen Effizienzverlusten und Innovationshemmnissen führen. Durch ein Wissensmanagement kann man diesen Verlusten entgegenwirken. Einzelne Firmen und Verwaltungen nutzen so ein Wissensmanagement. Es umfasst die systematische Erfassung, Speicherung, Verteilung und Nutzung von Wissen innerhalb einer Organisation. Ziel ist es, das vorhandene Wissen optimal zu nutzen und neues Wissen zu generieren, damit man besser wird. Die systematische Speicherung von Wissen erfolgt in Datenbanken, Dokumentenmanagementsystemen und durch persönliche Netzwerke. Die Nutzung von Wissen wird durch Tools wie Suchmaschinen, Expertensysteme und kollaborative Plattformen unterstützt. Lernmanagementsysteme (LMS) unterstützen die Verwaltung und Bereitstellung von Lerninhalten und fördern das kontinuierliche Lernen.
Ab den 2000-er Jahren veränderte das Internet und die rasante Verbesserung der Hard- und Software die Wissensgesellschaft. Damals begann eine neue Dimension des Wissensmanagements. Wenn es bislang immer um die Weitergabe von Wissen von Menschen zu Menschen ging, kommt jetzt die Künstliche Intelligenz (KI) dazu, d. h. Maschinen schaffen Wissen für Menschen und Maschinen.
Erst einmal fängt KI ja ganz klein an. Z. B. hat man Bilder von 100 Äpfeln und 100 Birnen. Zuerst muss man Computer „befähigen“ etwas zu erfassen, d. h. man muss ihn programmieren unter Berücksichtigung von Algorithmen. Die Daten werden in einem künstlichen neuronalen Netz erfasst. Beispielsweise kann der Computer einzelne Punkte einer Matrize als ausgefüllt oder leer erkennen. Daraus setzt er ein „Bild“ zusammen und wenn man ihm mitteilt, dass dieses Bild eine Birne darstellt, kann er diese Information speichern. Bei diesem „Mitteilen“ fallen aber noch viele weitere Einzelfragen an z. B. die Farbe des Objekts, ob das Objekt einen Stiel oder einen Schraubverschluss hat usw.
Dieses „Mitteilen“ wiederholen wir in unserem Beispiel noch 199-mal für die anderen Bilder. Wenn wir jetzt ein neues Bild von einer Birne dem Computer „zeigen“, kann der anhand seiner gespeicherten Bilder und den Abfragen in dem neuronalen Netz mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussagen, ob es sich um einen Apfel oder eine Birne handelt. Bei der sogenannten künstlichen Intelligenz werden natürlich dem Computer wesentlich mehr „Bilder“ gezeigt und so kann das Gerät aufgrund der mitgeteilten Daten relativ sicher „Wissen“ ausgeben, ob es sich um eine Birne oder einen Apfel handelt.
Ein weiterer Schritt ist das sog. Deep Learning. Der Hauptunterschied zwischen Deep Learning und maschinellem Lernen ist – und das ist sehr vereinfachend gesagt –, dass jetzt andere Computer dieses Training übernehmen.
Nehmen wir mal an, bei unseren 100 Birnen waren es nur 99 Birnen und eine Avocado. Beim einfachen Lernen würden künftig Avocados als Birnen erkannt. Wenn jetzt aber ein anderer Computer aufgrund vieler weiterer Informationen eine Avocado erkennen kann, informiert er unserem Apfel/Birnen-Computer und teilt ihm mit, dass es sich um eine Avocado handelt und bei entsprechender Programmierung „lernt“ dann unserer Apfel/Birnen-Computer auch Avocados zu erkennen. Dabei werden viele künstliche neuronale Netze zusammengeschaltet.
Da diese Arbeiten vom Computer sehr sehr sehr schnell durchgeführt werden und eine riesige Datenbasis für die „Mitteilung“ genommen wurden, entwickelt sich die KI. Sie erobert immer neue Bereiche und in Ergänzung durch die Robotik kommen weitere Bereiche hinzu. Kenne Sie die Formulierung „Daten sind das neue Gold“ ?
So kann man Bilder, aber auch Texte, Videos, Sprache, Gesten usw. erfassen und für die KI nutzen bzw. von ihr ausgeben lassen. An lebensecht wirkende Dinosaurier in Filmen haben wir uns schon gewöhnt, Schüler lassen inzwischen ihre Aufsätze von der KI schreiben und Videos von Nachrichtensprechern werden missbraucht und sie werben dann für Produkte mit Text, den sie nie gesagt haben und nie sagen würden.
Aufgaben, die bislang Menschen wahrgenommen haben, werden durch die KI ersetzt. Als Gewerkschafter müssen wir den Prozess begleiten und darauf achten, dass die Menschen mitgenommen werden und die Veränderungen ethisch verantwortbar sind. Insofern stehen die Gewerkschaften an einer Schwelle, etwa wie zu Beginn der Industrialisierung und müssen sich entsprechend aufstellen. Natürlich sind auch die älteren Kolleginnen und Kollegen von den Veränderungen durch die KI betroffen, wie beispielsweise bei ihren elektronisch einzureichenden Beihilfeanträgen, der Gesundheitsakte, ggf. in der Pflege. Auch in diesen Bereichen kommt immer mehr KI zum Einsatz.
Neben den Vorteilen gibt es natürlich auch Nachteile bei der KI bzw. man kann sie auch bewusst missbrauchen.
Ein Problem ist beispielsweise, dass es für den Einzelnen nicht mehr nachvollziehbar ist, aufgrund welcher Daten und Knoten in den künstlichen neuronalen Netzen ein bestimmtes Ergebnis erzielt wurde. Man kann die künstlichen neuronalen Netze nicht durchschauen. Wenn beispielsweise in einem Betrieb bislang nur Männer gearbeitet haben und diese Information Basis der KI war, haben Frauen keine Chance bei Bewerbungen für diesen Betrieb.
Weiterhin kann man auch bewusst Falschinformationen durch solche Technik schaffen (FAKES). Durch die sozialen Medien werden häufig Informationen breit gestreut werden und die Fakes werden weltweit bekannt.
- Die KI-Systeme werden mit rasanter Geschwindigkeit verbessert. Inzwischen ist die Technik fast so perfekt, dass man manchmal nicht mehr sehen und hören kann, ob es sich um neues Wissen, eine Halbwahrheit oder einen Fake handelt.
Auch hier ist Wachsamkeit durch die Gesellschaft einschl. der Gewerkschaften geboten.
Lebenslanges Lernen ist entscheidend, um mit den Veränderungen in Beruf und Gesellschaft Schritt zu halten. Es fördert die persönliche Entwicklung und hilft auch im Ruhestand aktiv und engagiert zu bleiben. Dabei ist es unerheblich, ob Wissen durch informelles Lernen (insbesondere durch Gespräche mit Dritten oder durch „Abschauen“) oder formale Bildung im Rahmen des Bildungswesens, Training in Schulungen, Lesen von Dokumentationen usw. erworben wird.
Mit diesem Wissen hat der Seminarleiter Prof. Forcher die Veranstaltung beendet und den jungen und älteren Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern eine gute Heimreise gewünscht.
Anhang mit Hinweisen und Beispielen zu diesem Thema, die im Seminar genannt wurden:
- Sprachassistenten wie Siri, Alexa und Google Assistant
- GPT-3.5 und GPT-4 von OpenAI oder LaMDAvon Google
- „Zahlenerkenner“ https://www.i-am.ai/de/neural-numbers.html
- KI ausprobieren https://www.ki-entdecken.de
- https://www.artikelschreiber.com/
- https://elevenlabs.io/
- https://data.wdr.de/ddj/deepfake-quiz-erkennen-sie-alle-ki-bilder/
- https://www.zdf.de/nachrichten/video/politik-sievers-ki-fake-102.html
Bild: Teilnehmende am Seminar, Foto: privat, Bildrechte: DVG Bund